Angesichts des Klimawandels und seinen Folgen, gewinnt der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen und die Reduzierung von Treibhausgasemissionen immer mehr an Bedeutung. Die sogenannte Grüne Informationstechnologie (IT) hat das Potenzial, dabei eine entscheidende Rolle zu spielen. Grüne IT bezieht sich auf den Einsatz von umweltfreundlichen Technologien, Strategien und Praktiken, um Energieverbrauch, Ressourcenverschwendung und Umweltauswirkungen von digitalen Anwendungen und Tools zu minimieren. Dies gilt nicht nur für Konzerne, sondern auch für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die einen bedeutenden Teil der Wirtschaftskraft Baden-Württembergs ausmachen.

Grüne IT, auch bekannt als nachhaltige IT oder Green Digital, bieten speziell für KMU zahlreiche Vorteile und Chancen. Denn die CO2-Emissionen, die durch den Einsatz von IT-Anwendungen entstehen, sind teilweise enorm. Sasha Luccioni, die zum Thema ethische und nachhaltige Künstliche Intelligenz (KI) forscht, schätzt, dass die CO2-Emissionen alleine für das Training von GPT3 vergleichbar mit einem benzinbetriebenen Auto waren, welches über eine Millionen Meilen gefahren ist. Durch den klugen Einsatz beziehungsweise die effiziente Nutzung Grüner KI können Klima und Umwelt daher geschützt werden. Untersuchungen zeigen, dass durch den Einsatz von grüner KI, Energieeinsparungen von 115 Prozent möglich sind.

Baden-Württemberg bietet gute Voraussetzungen

Ein weiterer wichtiger Begriff in diesem Zusammenhang ist Green Digital. Er bezieht sich auf die umweltfreundliche Nutzung und Entwicklung von Informationstechnologie, um Energieeffizienz, Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit zu fördern.

In Baden-Württemberg gibt es verschiedene Aktivitäten im Bereich Green Digital. Zum Beispiel unterstützt die Landesregierung Initiativen und Projekte zur Förderung energieeffizienter IT-Lösungen und zur Reduzierung des Energieverbrauchs in Rechenzentren. Das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus unterstützt mit einem missionsorientierten Förderaufruf zum Thema Innovationen für den Klimaschutz gezielt den Klimaschutz in Unternehmen – mit einem Volumen von rund 30 Millionen Euro im Rahmen des Programms Invest BW. Darüber hinaus gibt es auch Forschungseinrichtungen und Unternehmen, die sich auf umweltfreundliche IT-Technologien und -Praktiken spezialisiert haben.

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Green Digital kann die Energiekosten senken

KMU können durch die Implementierung energieeffizienter IT-Lösungen ihre Betriebskosten senken und gleichzeitig einen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Die Wahl von energieeffizienten Geräten wie Desktop-Computern, Laptops und Servern kann zu erheblichen Einsparungen bei der Stromrechnung führen. Darüber hinaus können Energieverbrauchsmessungen und Monitoring-Tools eingesetzt werden, um den Stromverbrauch zu überwachen und effizientere Nutzungsmöglichkeiten zu identifizieren. Beispielsweise können Betriebe auch Energiescouts einbinden. Energiescouts sind Auszubildende, die sich zum Thema Energieeffizienz engagieren. In ihren Ausbildungsbetrieben spüren sie Effizienzpotenziale auf, lernen Energiedaten zu erheben, zu dokumentieren und zu bewerten.

Ein weiterer positiver Einfluss von Green Digital auf KMU liegt in der Optimierung der Ressourcennutzung. Durch die Virtualisierung von Servern und die Konsolidierung von IT-Infrastrukturen können Unternehmen ihre Hardware effizienter nutzen und den Platzbedarf im Büro reduzieren. Dies führt nicht nur zu Kosteneinsparungen, sondern auch zu einer Verringerung des elektronischen Abfalls (E-Waste) und des Bedarfs an Rohstoffen. Zudem können KMU durch die Implementierung von Cloud Computing-Diensten ihre Effizienz und Flexibilität steigern.

Green Digital kann die Reputation stärken

Neben den ökonomischen Vorteilen bietet Green Digital KMU auch die Möglichkeit, sich als nachhaltiges und umweltbewusstes Unternehmen zu positionieren. In einer Zeit, in der sich Verbraucher zunehmend für nachhaltige Produkte und Dienstleistungen interessieren, unterstützt eine grüne IT-Strategie die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens. KMU, die sich für umweltfreundliche IT-Praktiken engagieren, können ihr Image stärken, Kundenbindung fördern und potenzielle Geschäftspartner beeindrucken. So zahlt es sich auch direkt finanziell aus, etwas für Umwelt und Klima zu unternehmen.

Darüber hinaus sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass Green Digital auch zur Mitarbeiterzufriedenheit beitragen kann. Eine Arbeitsumgebung, die auf energieeffizienten Geräten und nachhaltigen Technologien basiert, kann das Bewusstsein der Mitarbeiter für Umweltfragen stärken und ihr Engagement für das Unternehmen steigern. Green-Digital-Maßnahmen wie die Förderung des papierlosen Büros, die Nutzung von Videokonferenzen zur Reduzierung von Dienstreisen und die Unterstützung von Home-Office-Optionen können nicht nur zur Nachhaltigkeit beitragen, sondern auch die Work-Life-Balance positiv beeinflussen.

Green Digital sollte in einem größeren Rahmen betrachtet und mit Schulungsprogrammen flankiert werden. Dazu kann die Sensibilisierung der Mitarbeiter für nachhaltige IT-Praktiken, die Schulung von IT-Personal für energieeffiziente Technologien, die Zusammenarbeit mit umweltbewussten IT-Dienstleistern und die Integration von Green-Digital-Kriterien in die Beschaffungsprozesse gehören.

Green Coding als Säule von Green Digital

Ein weiterer Aspekt bei der Anwendung von Green Digital ist Green Coding, auch bekannt als umweltfreundliches Programmieren. Green Coding bezieht sich auf die Entwicklung von Software und Anwendungen unter Berücksichtigung von Umweltaspekten. Besonders die Rechenleistung und die damit verbundenen CO2-Emissionen unterscheiden sich je nach verwendeter Programmiersprache um den Faktor 80. Zudem kann die verwendete Software auf redundante Abschnitte untersucht werden, um Artefakte zu erkennen und auszuschließen. So wird Rechenleistung für die Aufgabe verwendet und nicht unnütz für Artefakte.

Insgesamt bietet Green Digital für kleine und mittlere Unternehmen einige Vorteile, angefangen von Kosteneinsparungen und Ressourcenoptimierung bis hin zur Stärkung des Unternehmensimages und der Mitarbeiterzufriedenheit. Durch die Integration von nachhaltigen IT-Praktiken können KMU nicht nur ökonomische Vorteile erzielen, sondern auch einen positiven Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz leisten und ihre Wettbewerbsfähigkeit in einer zunehmend grünen Wirtschaft stärken.